Sehenswertes und Wissenswertes
Lokomotiven
Dauerhaft befinden sich im Historischen Bahnbetriebswerk Gera die Dampflokomotiven 23 1028 (ab 1970 geänderte Bezeichnung 35 1028), 23 1074 (ab 1970 geänderte Bezeichnung 35 1074) sowie 52 8001 zur musealen Erhaltung. Daneben sind zeitweise weitere Dampf- und Diesellokomotiven zu Gast.
Dampflokomotiven 23 1028 (später 35 1028), 23 1074 (später 35 1074)
Beide Loks gehören zur Baureihe (BR) 23.10, der erfolgreichsten Dampflok-Konstruktion des DDR-Lokomotivbaus, welche sich schnell großer Beliebtheit bei den Personalen erfreuten. Dank ihrer robusten Konstruktion und ihrer Leistungsfähigkeit erweiterte sich ihr Einsatzgebiet schon bald weit über den ursprünglich geplanten Rahmen hinaus. Ihr Einsatz erfolgte bald auch im Güterzugdienst und (wie z.B. unsere 23 1074) selbst vor Schnellzügen im Interzonen-Verkehr zwischen Berlin und Hamburg ersatzweise bei Ausfall der schweren Schnellzugloks der Baureihe 01/01.5. |
Im Bahnbetriebswerk (Bw) Gera waren 6 Loks der BR 23.10 von 1969 bis 1978 stationiert, darunter die 1028 und die 1074. Eingesetzt wurden die Geraer 23er im Personen- und Güterzugdienst nach Saalfeld, Zeitz/Leipzig, Erfurt und Glauchau. Zusammen mit der 23 1021, die sich heute im Eisenbahn & Technik Museum Rügen befindet, ist damit die Hälfte des Geraer Bestandes dieser Baureihe bis heute erhalten geblieben. Die im benachbarten Bw Glauchau stationierte 23 1097 der IG 58 3047 ist betriebsfähig und war schon oft im Bw Gera zu Gast. |
Dampflokomotive 52 8001 (vormals 52 671)
Von den über 6.000 gebauten Kriegsloks der Baureihe 52 war sie die erste Lok, welche von der Deutschen Reichsbahn in den 1960er Jahren modernisiert (rekonstruiert) wurde. Mit dieser Maßnahme änderte sich die Baureihenbezeichnung von BR 52 zur BR 52.80 und daraus folgend erhielt diese Lok die neue Ordnungsnummer 8001. Die 52 671 wurde 1944 von Schichau in Elbing gebaut und an die Reichsbahndirektion (Rbd) Königsberg i. Pr. ausgeliefert. Von dort aus wurde sie bis zum Kriegsende in Ostpreußen, im Memelland und im Baltikum bis nach Lettland eingesetzt. Nach dem Krieg war sie in Berlin, der Lausitz und zuletzt in der Uckermark bis 1987 im Einsatz. Sie gehörte somit zu den letzten betriebsfähigen Dampflokomotiven der Deutschen Reichsbahn. Die ursprünglich für diese Kriegsloks geplante Verwendungsdauer von 3 bis max. 5 Jahren hat sie also um ein Vielfaches überschritten. Lokomotiven der Baureihe 52.80 kamen aus Zeitz und Altenburg noch bis zum Ende der Dampflokzeit 1984/85 zur Versorgung ins Bw Gera. |
Bauwerke und technische Anlagen
Lokschuppen
Der Lokschuppen mit 10 Gleisen wurde im Zusammenhang mit der grundlegenden Neugestaltung der Geraer Bahnanlagen Anfang des 20 Jahrhunderts durch die Königlich Preußische Eisenbahnverwaltung errichtet. Ursprünglich waren 20 Gleise geplant, der Weiterbau wurde aber durch den 1. Weltkrieg verhindert. Daraus resultiert die bauliche Besonderheit, dass der Lokschuppen zur Gleisseite hin die für diese Zeit typische Giebelwand hat, während die andere Seite nur mit einer einfachen Fachwerkwand abgeschlossen wurde.
Drehscheibe
Die heute vorhandene Drehscheibe ist ein sächsischer "Fremdkörper" inmitten einer sonst preußischen Anlage. Gut sichtbar ist dies an den offensichtlich unterschiedlichen Konturen zwischen dem Untergurt der Drehscheibenhauptträger und der Drehscheibengrube sowie einem zu Ausgleich dieser Differenz neu gefertigten mittleren Auflagers (Königstuhl). Ursprünglich befand sich diese Drehscheibe in Wünschendorf/Elster und wurde infolge der Schließung des dortigen Lokbahnhofs nach 1970 ausgebaut und ins Bw Gera gebracht, um die verschlissene Drehscheibe 2 zu ersetzen.
Wasserturm
Ab 1910 ließ die Königlich Preußische Eisenbahnverwaltung im Zusammenhang mit der Umgestaltung der Geraer Bahnanlage westlich der Gleisanlagen einen repräsentativen Wasserturm der Bauart „Klönne“ errichten. Den neuen Wasserturm benötigte man dringend, weil immer mehr und immer größere Dampflokomotiven mit Wasser zu versorgen waren. Der kugelförmige Wasserbehälter hat ein Fassungsvermögen von 500 Kubikmetern (!), womit der Geraer Wasserturm für die damalige Zeit ein geradezu gewaltiges Bauwerk war. Aus diesem Wasserturm wurden über eine Ringleitung die zahlreichen Wasserkräne im Bereich des gesamten Hauptbahnhofs sowie beide Teile des Bahnbetriebswerks versorgt.
Der Wasserturm war bis zum Ende des Dampflokeinsatzes durch das Bahnbetriebswerk Gera 1975 in Betrieb und sollte seitdem bereits zweimal abgerissen werden. Dank glücklicher Zufälle und Initiativen Einzelner konnte der Abriss jedes Mal im letzten Moment verhindert werden. Als technisches Denkmal soll der Geraer Wasserturm nun dauerhaft der Nachwelt erhalten bleiben.
Bildquelle: Bauarchiv der Stadt Gera
Wasserkran
Der am heutigen Zufahrtsgleis 48 vorhandene Wasserkran hat glücklicherweise den letzten Bahnhofsumbau überstanden und ist in allen Teilen erhalten geblieben. Zukünftig soll er wieder für die Befüllung der Dampfloktender genutzt werden. Dieser Wasserkran ist eine Standardbauart, über den pro Minute ca. 3 Kubikmeter Wasser genommen werden können. Die Tender der heute noch im Einsatz befindlichen Dampfloks fassen je nach Bauart zwischen 28 und 34 Kubikmeter Wasser und 10 Tonnen Kohle.
Sonstige Fahrzeuge
Eisenbahndrehkran EDK 6
In den meisten Bahnbetriebswerken der Deutschen Reichsbahn waren diese Kräne zum Bekohlen der Dampflokomotiven im Einsatz, wurden aber auch nach dem Ende der Dampflokzeit noch weiter genutzt. Der ehemalige Geraer EDK befindet sich heute in Ilmenau. Der heute vorhandene EDK stammt aus dem Bw Stendal, wurde von dort aus ins Bw Oebislfelde zur Verschrottung gebracht und schließlich im Juni 2011 zusammen mit der Dampflok 52 8001 von Oebisfelde nach Gera überführt.
Packwagen für Güterzüge Pwg
Diese Wagengattung wurde früher in Nahgüterzügen verwendet, mit denen die zahlreichen Lade- und Anschlussgleise der einzelnen Bahnhöfe bedient wurden. Umgangssprachlich wurde er Begleiterwagen genannt, da hier das Zugpersonal der Güterzüge seinen Platz hatte. Der heute vorhandene Packwagen stammt von der Deutschen Reichsbahn, kam nach der Wende ins Eisenbahnmuseum Dieringhausen und von dort nach Gera.
Ausstellungsstücke
Achsen der Dampflokomotiven 23 1048 und 52 8069
Der Standort beider Achsen am Eingang vom Besucher- zum Betriebsbereich wurde so gewählt, dass der Größenunterschied zwischen der Achse einer Personenzuglok (23 1048, Höchstgeschwindigkeit 110 km/h, Durchmesser 1,75 m) und einer Güterzuglok (52 8069, Höchstgeschwindigkeit 80 km/h, Durchmesser 1,40 m) augenscheinlich ist.
Dampflokomotiven haben kein Getriebe zur Anpassung von Drehzahl und Drehmoment. Deswegen gilt die einfache Grundregel, je schneller die Lok fahren soll, desto größer muss der Durchmesser der Treibräder sein. Schnellzuglokomotiven der Baureihen 01 und 03 mit einer Höchtsgeschwindigkeit von 130/140 km/h haben einen Treibraddurchmesser von 2,00 m, die 18 201 hat sogar einen Treibraddurchmesser von 2,30 m.