Geschichte
Preußische Betriebswerkstatt Gera
Die Königlich Preußische Eisenbahnverwaltung ließ Anfang des 20. Jahrhunderts beiderseits der Eselsbrücke die Preußische Betriebswerkstatt Gera mit zwei Ringlokschuppen und westlich der Gleisanlagen einen repräsentativen Wasserturm der Bauart „Klönne“ zur Versorgung der Lokomotiven mit Wasser errichten. |
Bildquelle: Bauarchiv der Stadt Gera
Bahnbetriebswerk Gera
Nach der Überleitung der Länderbahnen in die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft 1924 änderte sich die Bezeichnung der Anlage in Bahnbetriebswerk (Bw) Gera, welches nun der Reichsbahndirektion (Rbd) Erfurt unterstellt war.
Geraer Lokomotiven - Anfangsjahre
Stationiert waren im Bw Gera zunächst sächsische und preußische Baureihen (BR) wie die Personenzugloks sächs. XII H2 (später Br 38.2-3) und die preuß. P 8 (später BR 38.10-40 sowie die Güterzugloks preuß. G 8 (später BR 55), G 10 (später BR 57) und G 12 (später BR 58).
Als Vertreter dieser Lokomotivgeneration ist mit der ehemaligen Geraer Museumslok 38 1182 eine Personenzuglok der Gattung P 8 heute im Bahnbetriebswerk Arnstadt / historisch e.V. museal erhalten geblieben.
Weiterhin ist mit der 58 311 (ab 1970 als 58 1111 bezeichnet) auch eine einst in Gera stationierte Dreizylinder-Güterzuglok der Gattung G 12 erhalten geblieben ist Die Lok befindet sich wieder im Einsatz, wird von den Ulmer Eisenbahnfreunden/Sektion Dampfnostalgie Karlsruhe betrieben und besuchte im April 2019 für einige Tage ihre alte Heimat Gera.
Nachkriegszeit
Neue Loks für neue Aufgaben
Mit dem beginnenden Uran-Bergbau der Wismut im Ronneburger Revier nahmen die Aufgaben des Bw Gera beständig zu. Dafür wurde der Geraer Lokbestand zunächst mit Einheitsloks der neueren Baureihen 50 und 52 sowie den schweren Güterzugloks der BR 44 verjüngt. Mit 44 687 kehrte eine dieser Loks Anfang der 1980er nochmals als Heizlok nach Gera zurück. Sie ist heute Teil der Fahrzeugsammlung in Falkenberg/Elster.
Alte Preußen mit neuer Technik
Zur Beförderung schwerer Schnellzüge auf der Strecke Erfurt-Gera-Dresden erhielt das Bw Gera Mitte der 1950er Jahre zunächst leistungsfähige preußische Personenzugloks der Gattung P 10 (BR 39). Diese Loks wurden ab 1958 im Rahmen eines Modernisierungsprogramms (Rekonstruktion) wesentlich verbessert und danach als Baureihe 22 bezeichnet. Die erste 22er bekam das Bw Gera 1959 und drei der Geraer Loks sind an den Standorten Nördlingen (22 029), Falkenberg (22 047) und Hermeskeil (22 066) heute noch vorhanden.
Güterzugloks vor Interzonen-Schnellzügen
Im Interzonen-Verkehr spielte das Bw Gera zeitweise ebenfalls eine Rolle, hier zunächst bei der Beförderung des Schnellzugpaares D 137/138 über Gera und Weida nach Hof in den Jahren 1960-1962. Weil Schnellzugloks für diese Strecke ungeeignet waren, erhielt das Bw Gera dafür die gerade erst rekonstruierten Güterzugloks der Baureihe 50.35-37. Mit 50 3655 ist eine der seinerzeit im Bw Gera beheimateten Loks beim Eisenbahn-Tradition e.V. im Bw Lengerich erhalten geblieben.
Gera - die Hochburg der "Rekos"
Durch den Uran-Bergbau der Wismut hatte das Bw Gera mittlerweile einen umfangreichen Verkehr zu bewältigen. Dafür kamen ab 1960 die sogenannten "Rekos" (aus der preußischen G 12 durch Rekonstruktion entstandene BR 58.30) nach Gera. Sie waren für den Güterzugdienst wegen ihrer Leistungsfähigkeit und der geringen Achslast ideal für die von Gera ausgehenden Strecken. So wurde das Bw Gera eine Hochburg dieser Baureihe und mehr als die Hälfte aller Loks war mindestens einmal in Gera beheimatet. Erhalten geblieben sind die Rekos 58 3047 im Bw Glauchau und 58 3049 im Bw Schwarzenberg, welche beide zuvor im Bw Gera beheimatet waren.
Neubau-Dampfloks
Für den Einsatz im Berufsverkehr erhielt das Bw Gera ab Mitte der 1960er Jahre Neubauloks der BR 65.10, welche sich ebenfalls gut bewährten. Die erhalten gebliebenen Loks 65 1049 in Arnstadt und 65 1057 bei den Berliner Eisenbahnfreunden waren beide einst ebenfalls im Bw Gera beheimatet.
Als letzte Dampflokbaureihe kamen 1969 zudem Neubauloks der BR 23.10 (ab 1970 BR 35.10) nach Gera, welche durch den zunehmenden Einsatz von Dieselloks im Norden entbehrlich geworden waren. Weitere Informationen hier.
Traktionswandel von Dampf auf Diesel
Das Ende der Dampflokzeit begann im Bw Gera jedoch bereits Mitte der 1960er Jahre mit ersten Zuteilungen von Dieselloks der BR V 60 (später BR 106/105), BR V 100 (später BR 110) und V 180 (später BR 118.0) aus DDR-Produktion. Die ehemals auch in Gera beheimatete 110 565 ist heute bei der Pressnitztalbahn mbH im Einsatz und die 118 086 befindet sich in der Obhut der Eisenbahnfreunde Staßfurt.
Ab 1970 erhielt das Bw Gera Dieselloks der BR V 200 (später BR 120) aus sowjetischer Produktion. Diese Loks hatten schon bald den Spitzname "Taigatrommel", weil sie zunächst keine Schalldämpfer besaßen und daher kilometerweit zu hören waren. Gewartet wurden sie im heute museal genutzten Lokschuppen 2. Einige Geraer V 200 gingen nach der Wende nach Nordkorea. Zwei ehemalige Geraer V 200 sind museal erhalten, die 120 274 im Bw Arnstadt und die 120 338 im Bw Dresden Altstadt.
Geraer V 180 vor Angst-Zügen
In den 1970er Jahren beförderten Geraer V 180 (nun BR 118 genannt) nochmals Interzonen-Züge zwischen Hof und West-Berlin. Hierbei handelte es sich um Transitzüge, die die DDR ohne Verkehrshalt durchfuhren und von der Transportpolizei gesondert bewacht wurden, weswegen sie von den Eisenbahnern "Angst-Züge" genannt wurden. Erhalten blieben von den Geraer V 180 die V 180 233 bei der Deutsche Privatbahn GmbH in Altenbeken und die V 180 348 (zuletzt 118 748) im Bw Wittenberge.
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